Der Eichwaldhof – biologisch-dynamische Landwirtschaft seit 1948


Der Eichwaldhof bei Darmstadt

Vom Mischbetrieb
zum Bio-Gemüsebau

Als Teil einer Forstbaumschule bereits 1948 gegründet, wurden die Flächen von Anfang an biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Das Gelände, es gehörte zum ehemaligen preußischen Truppenübungsplatz Griesheimer Sand, musste erst wieder urbar gemacht werden und die Landwirtschaft mit einigen Kühen und Pferden war in die Fruchtfolge der Baumschule eingebunden.

Nachdem der Hof 1961 die Demeter-Anerkennung erhalten hatte, übernahmen 1968 Försters Eltern Peter und Anke, ursprünglich in der Hamburger Gegend zuhause, als Verwalter die Verantwortung für den 27,5 ha großen Hof. Der damalige Besitzer Kurt Eisele und sein Verwalterehepaar kauften und pachteten Land hinzu, um den Hof zu vergrößern und rentabel zu machen. Er wurde aus der Baumschule herausgelöst und als eigenständiger Betrieb weitergeführt.

Den Namen „Eichwaldhof“ erhielt er 1974 nach dem benachbarten Darmstädter Eichwäldchen und 1978 konnten Peter und Anke Förster den Eichwaldhof pachten. Der Betrieb galt als Musterbeispiel für biologisch-dynamische Landwirtschaft, der Hofladen wurde ein Anziehungspunkt für anspruchsvolle Bio-Käufer. 1991 erhielt der Betrieb sogar den von der Schweißfurt-Stiftung vergebenen Agrar-Kulturpreis.

Schon sein Vater war Demeter-Bauer. „Und ich bin da reinge­wachsen“, sagt Michael Förster. Er ist ein gestandener Gärtner und Bauer und produziert eine breite Palette an Gemüsen für den öko­logischen Handel. Sein Betrieb ist der Eichwaldhof bei Darm­stadt, einer der ältesten Demeter-Höfe Deutschlands. Ein Team von NOVUM stattete ihm einen Besuch ab.

 
Portrait von Michael Förster
 

Landwirtschaftliche Herausforderung –
Gemüsebau bei den Dünen

Gemeinsam mit seiner Frau Beate übernahm Sohn Michael im Jahre 2000 den Eichwaldhof am Rande des Naturschutzgebietes „Griesheimer Düne“. Düne – das klingt nach Sand und dies kann Micheal Förster nur bestätigen. Die Hälfte der Betriebsflächen sind schiere Sandböden. „18 Bodenpunkte“, sagt Förster lakonisch und meint damit die soge­nannte Ackerwertzahl, die zwischen Eins – dem schlechtest­möglichen Boden, bis zu 120 – dem allerbesten Ackerboden, ermittelt wird. „Aber wir können alles bewässern“, sagt er. „Das ist ein Vorteil.“ Ein Nachteil ist es allerdings, dass die Flächen nicht arrondiert rund um den Hof liegen, sondern im Umkreis von sieben bis acht Kilometern verstreut. „Relativ kleinstrukturiert, in 55 Teilflächen“. Das bringt natürlich viel Fahrerei mit sich. Schwerpunkt des Hofs ist heute der Gemüsebau, das war jedoch nicht immer so. Zu Zeiten der Eltern wurde noch Milchvieh gehalten. Der Eichwaldhof war Vorzugsmilchbetrieb und die Försters planten die Milchviehhaltung weiter auszubauen. Die unbehandelte Milch erfreute sich großer Wertschätzung, doch dann kam es anders: „Wäre seinerzeit nicht das Problem mit EHEC aufgetaucht, wären wir heute nicht ein solcher Gemüsebaubetrieb“, stellt Michael Förster fest.

Vielleicht fiel ihm das Umdenken leichter, weil seine Frau aus einem Griesheimer Gemüsebaubetrieb stammt. „Ihre Eltern waren selbst­erzeugende Marktbeschicker, daher kannte Sie das Milieu“, meint er. Vom Landwirt also zum Gemüsegärtner. Aber ganz gleich: „Zum Beruf des Landwirts wie auch des Gärtners gehört Idealismus dazu“. Den hat er zweifelsohne, denn er engagiert sich neben dem Betrieb auch in „seinem“ Verband. Die Geschäftsstelle des Demeter e. V., der die biologisch-
dyna­mische Marke verwaltet, und das „Institut für biologisch-dyn­ami­sche Wirtschaftsweise“ residieren, seit eh und je auf dem Hof einge­mietet, in unmittelbarer Nachbarschaft.

„Viel Urlaub ist da nicht drin“, lacht er. Er und seine Ehefrau sind die Betriebsleiter „mit 1 ½ Stellen – ich bin die Halbe“, witzelt Förster. Dazu kommen zwei ständige Vollzeit-Mitarbeiter, ein Mitarbeiter in Teilzeit und die Saison­arbeits­kräfte. Beate Förster kümmert sich auch um den Hofladen, „aber der läuft nur noch nebenbei mit.“ Die beiden erwachsenen Töchter, Lena und Katharina haben sich zwar beruflich anders orientiert, aber sie springen schon mal ein und nehmen Bestellungen an. Dafür betreut Frau Beate dann die kleine Luise. Seit einem halben Jahr sind die Försters nämlich Großeltern. Sie posieren stolz mit der Enkelin für den NOVUM-Fotografen. Hofhündin Ronja, die dies alles bewacht, ist mit dem Besuch nicht zufrieden und bellt laut. Im dichten Efeu, der das Häuschen umrankt in dem das Büro untergebracht ist, tschilpen die Spatzen, ein Pärchen Wildtauben nistet hier, in den Blumenkästen blühen Geranien. Eine Idylle? Ja, aber eine, die viel Arbeit macht. Doch Michael Förster ist zufrieden. „Ich beschwer mich nicht“, stellt er fest, grinst ein bisschen und verschränkt relaxt die Arme.

Gemüsebau bei den Dünen  Salat in Reih und Glied
Opa und Oma mit Ihrem Enkel

Rundgang über den Hof

Die Haltung von Kühen gehört bei einem Demeter-Betrieb eigentlich dazu. Als Michael und Beate Förster den Betrieb übernahmen, beschlossen sie darum, anstelle der Milchkühe eine Mutterkuhherde zu halten. Beim Rundgang über den Hof bewundern die Besucher im großzügigen Stall die schönen, roten Angus-Rinder. „Momentan sind sie tagsüber lieber drinnen“, erklärt Förster. „Nachts halten sie sich gerne auf der Weide auf, zu der sie freien Zugang haben“. Die Tiere sind genetisch hornlos, was Streitigkeiten, wie sie in einer Herde schon mal vorkommen, unproblematischer macht. Die 30 Kühe und ihre Kälber malmen friedlich ihr Grünfutter, am Morgen frisch geschnitten. „Das bauen wir auf unge­fähr 20 ha an.“ Das Kleegras mit seinem feinen Wurzelwerk ist ein Stickstoff­sammler und wichtiger Bestandteil der Fruchtfolge eines jeden Demeter-Betriebs. Dass es gutes Futter für die Rinderherde ergibt, ist fast nur Nebeneffekt. Auch ein Bulle läuft in der Herde mit. „Das ist ein ganz friedlicher“, lobt Förster. Der Mist der Tiere liefert wertvollen Dünger für die Gemüseflächen, das qualitativ hochwertige Fleisch wird über den Hofladen vermarktet.

Die zwei eigenen Pferde sind eher ein Hobby der Familie, acht Einstell­pferde und ein Esel komplettieren die Menagerie. „Wir haben die Stell­plätze und das Futter“, begründet Michael Förster die Unterbringung der  „Pensionsgäste“.

Überall in den Ställen haben Schwalben ihre Nester gebaut. Die Vögel lieben die beiden Tümpel hinter dem ehemaligen Kuhstall. In einem schwimmen die jungen Gänse, 70 an der Zahl. „Sie sind etwa 11 Wochen alt“, weiß Förster. „Wir erhalten sie als Jungtiere im Alter von ungefähr 10 Tagen von einem Bioland-Betrieb.“ Sehr alt dürfen sie leider nicht werden, sie sind zu Weihnachtsgänsen bestimmt. Verkauft werden sie dann im Hofladen. Dies gilt auch für die ca. 50 Flugenten, die, hell und zart beflaumt, den neu angelegten Folienteich bevölkern. „Noch können sie nicht fliegen. Später, wenn sie das gelernt haben, ist das manchmal ein Problem.“

Vorbei an den Pferdeställen und den Getreidesilos kommen wir zu den Remisen in denen die Fahrzeuge untergebracht sind. „Der Fuhrpark ist eigentlich zu groß“, meint der Landwirt und Gärtner. „Manche der Maschinen wird nur ein- oder zweimal im Jahr gebraucht, das Geld aber ist gebunden.“ Die Vielfältigkeit des Hofs erfordert jedoch diese Vielfalt an Maschinen und Gerätschaften.

Idyllisch liegt das Büro umrank von Efeu
Angus Rinder stehen im Stall
Fuhrpark mit allerlei Landmaschinen
 
Gemüsevielfalt – Rotkohl
Gemüsevielfalt – Bundzwiebeln
 

Gemüsevielfalt, fertig für die Auslieferung

Der ehemalige Schweinestall wurde umgebaut zum Gemüse­auf­berei­tungs­raum. Hier arbeiten Ramona und Carmela aus Rumänien und Branislav und Christian aus Kroatien. „Heute geerntet und fertig­gemacht“, sagt Förster und deutet auf die frischen, duftenden Bund­zwiebeln. „Morgen früh wird ausgeliefert.“ In den grünen Öko-Kisten warten schon verschiedene Salate: „Batavia und ‚Roter Krull‘, eine Art Eichblattsalat, außerdem gibt es Mischkisten mit verschiedenen Sorten.“ In einer weiteren Kiste liegen knackige, kleine Köpfe von frühem Rotkohl – farbenfroh dies alles und sehr appetitanregend. Im großen Kühlhaus warten die Zucchini auf die Auslieferung, es gibt ein zweites, kleineres, aber „Im Winter müssen wir uns für die Lagerung der Möhren noch woanders einmieten.“

Nebenan stehen die Möhrenwaschmaschine und die Kartoffel-Sortier­maschine – von Hand wäre diese Arbeit nicht zu bewältigen – und säckeweise die ersten, frühen „Mollies“. „Eine relativ unbekannte Kartoffelsorte“, erklärt Förster. „Vorwiegend festkochend, kugelig rund, ‚mollig‘ eben. Vom Anbau her unproblematisch. Sicherer Ertrag. Früh, aber lange lagerfähig“, zählt er auf. „Das ist unsere Hofsorte geworden.“ Dieter Letscher, Einkäufer bei NOVUM bestätigt: „Die Molli haben wir ständig im Sortiment.“

Natürlich hat Förster nicht nur die eine Kartoffelsorte im Anbau. Die beliebte ‚Agria‘ zum Beispiel, und die fest kochende ‚Ditta‘ kultiviert er auch. „Ich will aber nicht zu viele Sorten machen.“ Verständlich, denn sein Sortiment ist auch so schon üppig: „Möhren, Rote Bete, Pastinaken und Wurzelpetersilie“, zählt er auf. „Hokkaido-Kürbisse, Zucchini, Zwiebeln, diverse Salate, Rotkohl und Weißkohl, Wirsing und Chinakohl“ Seine Wiederverkäufer-Kunden wünschen sich immer noch mehr. „Man soll niemals nie sagen“, hält sich der Gemüseerzeuger seine Optionen offen.

 
Mangold im Freilandanbau

Lange Reihen im Sandboden

Was Förster in seiner Aufzählung eben ver-gessen hatte, sehen wir gleich darauf auf dem Acker: Kohlrabi in Reih und Glied. In den 160 Meter langen Zeilen gedeihen unmittelbar daneben die verschiedenen Salate. „Alle 14 Tage werden Salat und Kohlrabi satzweise gepflanzt.“ Die Jung­pflanzen kauft er von einem Bio-Erzeuger, Möhren, Pastinaken und Rote Bete werden gesät. Natürlich keine Hybridsorten, sondern Demeter-Saatgut.

„Wir haben hier in der Gemarkung 14 Brunnen. Alle 90 Meter ist ein Hydrant“, zeigt er. „Gemüsebau ohne Bewässerung wäre hier undenk­bar.“ Der Anspruch an die Produkte wächst, auch im Biobereich, damit steigen aber auch die Produktionskosten. „Der Unkrautdruck ist ein Problem“, erläutert der Anbauer. Dadurch, dass die Gemüsereihen bewässert werden, gedeihen auch die unerwünschten Beikräuter. Die konventionell arbeitenden Kollegen gehen mit der Spritze gegen das Unkraut vor, auf einem Biobetrieb bleibt die Handarbeit, nur zwischen den Reihen kann mit der Maschine gearbeitet werden. „Bis jetzt haben die Helfer hier schon 40 Stunden Unkraut gehackt“, überschlägt er und betont: „Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.“

Schädlinge hingegen stellen momentan kaum ein Problem dar. „Gegen die Kohleule wenden wir beim Chinakohl Kulturschutznetze an. Gegen Kartoffelkäfer können wir Neem einsetzen.“ Auf den Kohlrabiblättern sitzen Marienkäferlarven in allen Entwicklungsstadien. Ein Zeichen dafür, dass dies hier ein Bioacker ist: Kein Gift gespritzt, da fühlen die Nützlinge sich wohl.

Über den Weg, sandig wie die Äcker, liegt das Zucchini-Feld. Die Pflanzen sitzen in Folie und werden mittels Tröpfchenbewässerung versorgt. „Jeden Tag muss durchgeerntet werden“. Gleich daneben steht der 1,8 ha große Kartoffelacker in voller Blüte. Zwischen den weißen Blüten von Ditta und Agria tauchen überraschend auch lilafarbene Blüten auf. „Hier haben sich wohl ein paar Mollis hineingemogelt“, sagt Michael Förster und lacht.

Lange Reihen im Sandboden
Salatköpfe im sandigen Boden
 
Ein Kartoffelfeld wird künstlich bewässert
 

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